Es ist mitten in der Nacht und ich sitze im Bett und bekomme keine Luft. Was für ein Gefühl nach all den Jahren, die ich nun schon beinahe symptomfrei leben durfte. Eine heftige Erkältung lässt mich nun schon seit mehreren Nächten nicht schlafen und schon gar nicht in liegender Position.

Asthma! Früher, als ich noch klein war, war das noch nicht so weit verbreitet und eher eine exotische Krankheit in den lokalen Krankenhäusern. 

Und heute? Beinahe schon eine Volkskrankheit.
Laut dem Lungeninformationsdienst zählen 3.5 Millionen Menschen in Deutschland zu den chronisch erkrankten Asthmatikern. Das sind immerhin 4,35 % der in Deutschland lebenden Bevölkerung.
Während 1980 (als ich erkrankte) nur ca. 30-40 von 1000 Kindern und Jugendliche betroffen waren, sind es heute laut verschiedener Statistiken zwischen 80-100.

Mit fünf Jahren begann ich schon mit chronischer Bronchitis, die sich sehr schnell zu einer handfesten Asthmaerkrankung mauserte. Was damals nur schlecht und ungenügend behandelt werden konnte, da es die heutigen Medikamente einfach noch nicht gab, konnte sich zum Leid der Erkrankten zu einer dauerhaften Beeinträchtigung im Alltag entwickeln.

So war es zumindest bei mir und ich durfte über 35 Jahre lernen, damit zurechtzukommen und meinen Alltag lebenswert zu gestalten.

Atmen – so wichtig und doch so selbstverständlich!

Und nun, da ich im Bett saß, keine Luft bekam und mein wieder herausgekramtes Inhalationsgerät  dauerhaft laufen ließ, dachte ich daran, wie wertvoll doch unsere Atmung ist.

Genau, atmen! Ich meine die automatisierte und unbewusste Handlung die wir täglich mit ca. 23.000 Atemzügen (mehr oder weniger, abhängig vom Alter, der körperlichen Verfassung und der Aktivität) wiederholen. Und das alles ohne dass wir daran denken oder dies bewusst koordinieren müssten.

Was für ein Luxus und eine Meisterleistung der Evolution! Etwas, das wir ebenso wenig kontrollieren müssen wie unseren Herzschlag.
Zumindest ist das für mich so. Wer noch nie Probleme mit der Atmung hatte, kann sich wirklich glücklich schätzen. Denn so selbstverständlich wie wir das Atmen nehmen, so selbstverständlich ist das nicht, wenn man tage- und nächtelang um den „Atem ringt“.

Dabei ist das Problem oft nicht, den Atem in die Lunge zu bekommen, sondern den verbrauchten Atem wieder hinauszubefördern. Was sich seltsam anhört, ist in Wahrheit ein echtes Problem. Man dachte immer, dass man den Asthmatikern und anderen Menschen, die um Luft ringen, viel und schnell Zugang zu frischem Sauerstoff und Luft verschaffen müsse. Dabei wäre es oft viel wichtiger gewesen, die verbrauchte Luft hinauszubekommen, die die Stellen für den Sauerstoffaustausch zu den Blutgefäßen blockierte.

Ein ganzes Buch über Atem – vergessenes Wissen 

Spannend fand ich, dass ich dazu einiges in einem Buch fand, das ich erst kürzlich gelesen hatte. „Breath Atem“ von James Nestor ist ein wirklich wunderbar recherchiertes Buch über das Atmen, das selbst für mich als jemanden, der sich seit Jahren mit der Atmung beschäftigt, Überraschungen parat hatte. Hinzu kommt, dass es wirklich kurzweilig geschrieben ist.

Im Buch fand ich auch einen Abschnitt über die „Buteyko Methode“, die in den 1950er Jahren von einem russischen Arzt als Atemtherapietool entwickelt wurde. Gerade bei Asthmatikern fiel ihm als jungem Arzt auf, dass die Problematik auf dem fehlenden Austausch der Atemgase beruhte und es diesen, obwohl die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut normal war, schlecht ging.

Für seine Forschung beachtete er auch , dass die Verfügbarkeit von Sauerstoff in den Zellen und im Gewebe von einem gewissen CO₂-Level abhängt, das entscheidenden Einfluss auf die Bindung bzw. die Loslösung von Sauerstoff in der Blutzelle nimmt.

Durch die von Dr. Konstantin Buteyko entwickelte Atemtechnik, kann die CO₂-Toleranz unseres Körpers erhöht und somit die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessert werden. Dies beruht auf dem nach dem dänischen Physiologen Christian Bohr benannten Bohr-Effekt. Bohr fand in seinen Forschungen heraus, dass ein niedriger pH-Wert die Freisetzung des Sauerstoffs aus dem Hämoglobin, dem roten Farbstoff in der Blutzelle, fördert. Der pH-Wert im Blut wirkt umgekehrt auf den CO₂-Partialdruck, sodass dieser steigt, wenn der pH-Wert sinkt. Gerade dieser erhöhte „Druck” ermöglicht eine bessere Sauerstofffreisetzung und somit eine bessere Versorgung der Körperzellen.

Die Buteyko-Methode – ein wahrer Schatz

Um meine doch sehr angeschlagene Lunge nach der überstandenen Erkältung wieder auf mein ursprüngliches Niveau zu bringen, kaufte ich mir nach den hilfreichen Tipps aus dem Buch „Breath Atem“ noch das Buch „Die Buteyko-Methode“ von Konstantin Buteyko, um mehr über diese Atemtechnik zu erfahren.

Das Buch ist eher weniger für Laien zu empfehlen, wenn es darum geht, die Atemmethode zu erlernen. Allerdings konnte ich hier die Ansätze, die Konstantin Buteyko mit der Atemtechnik verfolgte, besser verstehen.

Mithilfe einiger Anleitungen aus dem Internet und dem Buch „Breath Atem“ brachte ich mir zunächst allein diese Methode bei. Sie basiert hauptsächlich auf der Erfassung einer Kontrollpause und einer Atemweise, die auf das fluide Ein- und Ausatmen abzielt.

Wichtige Punkte bei dieser Atmung sind vor allem:

  • die kontrollierte Nasenatmung
  • die Zwerchfellatmung
  • die Verringerung des Atems (ausgedehnte Atempause, geringeres Atemvolumen oder geringere Atemfrequenz)
  • Entspannung (vor allem des Zwerchfells).

Da es, wie im Buch von Buteyko beschrieben, zu einigen Anfängerfehlern kommen kann – gerade bei der Bestimmung und Durchführung der Kontrollpausen – empfehle ich, für diese Atemtechnik einen ausgebildeten Buteyko-Praktiker aufzusuchen.

Atmen – mehr als nur ein notwendiges Muss – ein Gesundheits-Gamechanger!

Für mich war diese Buteyko-Atmung genau das Richtige. Ich brachte meine Lunge wieder auf Vordermann und mein gesamtes Wohlbefinden verbesserte sich deutlich. Vor allem beim Sport merkte ich, wie entspannt ich unter Belastung die Nasenatmung anwenden konnte.

Das ist auch ein sehr ausführlich beschriebenes Detail im Buch von James Nestor.

Mir geht es wieder gut. Dank der Atmung, die ich wiederentdeckt hatte.

Und? Haben Sie selbst Lust bekommen Ihrer Atmung mehr Aufmerksamkeit zu schenken?
Dann lege ich Ihnen das Buch „Breath Atem“ von James Nestor ans Herz, mit dem Sie einen ersten wunderbaren Einstieg finden (schauen Sie hierzu auch meinen Blogbeitrag an).

Die Buteyko-Atemtechnik selbst können Sie bei einem Buteyko-Praktiker oder auch bei mir in der Praxis erlernen. Buchen Sie gerne einen Termin.