Ich lag im Bett und konnte einfach nicht mehr aufstehen.
Eine anstrengende Woche lag hinter mir. In der Firma war ein dreitägiges Audit.
Ein Prüfer, der den ganzen Tag betreut und durch die Firma geführt werden musste war im Haus. Und ich war verantwortlich, dass alles reibungslos ablief.
Kein Thema. Das hatte ich schon oft gemacht.
Doch dieses mal war es anders.
Es herrschten Corona-Regeln mit FFP2 Maske und Abstand. Den ganzen Tag die Maske aufzusetzen war wirklich eine Herausforderung.
Alle 75 Minuten Pause einlegen um die Maske für 30 Minuten abzunehmen, das war nicht drin. Undenkbar in normalen Zeiten. Unter Corona Bedingungen fragte keiner nach.
Und auch ich machte mir keine Gedanken. Man wollte ja selbst geschützt sein.
Doch nun lag ich hier im Bett und konnte einfach nicht mehr.
Es ging nichts mehr.
Drei Tage ohne Erbarmen die FFP2 Maske durch tragen war einfach zu viel für mich. Gesund war ich ja in meinem Leben nie wirklich hundertprozentig. Mit meinem Asthma und den vielen Medikamenten, die ich früher nehmen musste um überhaupt zu überleben, hatte mein Körper schon vieles mitgemacht.
Auch diese Kraftlosigkeit und Muskelschmerzen kannte ich bereits aus früheren Jahren und dachte dafür eine schnelle Lösung zu haben. Kortison war mein stetiger Begleiter im Leben und machte mich auch in gewisser Weise abhängig, da mein Körper nicht mehr in der Lage war es selbst zu produzieren. Ein Entzug oder eine Überbelastung meines Körpers konnten zu Entzugserscheinungen führen.
Doch es halft nichts – trotz deutlicher Erhöhung und Rücksprache mit meiner Endokrinologin konnte ich meinen Zustand nicht verbessern.
Was war mit mir los?
In den folgenden Wochen nach dem Audit ging eine Odyssee von Arzt zu Arzt los. MRT, Blutuntersuchungen, Neurologen. Alles hatte ich wieder einmal durch.
Und keiner kam der Ursache auf die Spur.
Ich selbst hatte einen Verdacht und schickte über meine eigene Praxis mein Blut selbst ins Labor, um diesem nachzugehen.
Und siehe da – das Ergebnis war eindeutig: eine Mitochondriopathie.
Ich glaube ohne entsprechende Schulungen, die ich zu diesem Thema damals schon besucht hatte, hätte ich wohl kaum auf diese Idee kommen können.
Aber ich war heilfroh eine Ursache gefunden zu haben. Ich konnte mir damit selbst helfen.
Was ist eine Mitochondriopathie?
Mitochondrien sind unsere Kraftwerke in den Zellen. Es sind Bestandteile der Zelle die für unsere Energiegewinnung zuständig sind.
Dabei wird in der sogenannten „Atmungskette“ diese Energie von den Mitochondrien in Form von ATP (Adenosintriphosphat) erzeugt, die für fast alle Vorgänge im Körper benötigt werden. Schon alleine die Gewinnung dieser Energie, verbraucht Energie.
Stoffwechselprozesse, Muskeltätigkeiten, Nervenimpulse , Verdauung und auch Zellerneuerung sind unter anderem wichtige Funktionen im Körper, die diese Energie benötigen.
Dabei werden Glukose, Fette oder Proteine, zahlreiche Mineralstoffe, Vitamine und Enzyme, sowie Sauerstoff benötigt, damit in den Mitochondrien am Ende ATP entstehen kann. Der Prozess ist biochemisch sehr komplex. Daher werden die einzelnen Schritte auch „Komplexe“ genannt.
Unser Körper produziert und verbraucht am Tag in etwa sein eigenes Körpergewicht an ATP. Natürlich wird dieses ATP nicht auf einmal hergestellt. Diese Energiegewinnung findet stetig aufs Neue statt und bei näherem Hinschauen wird auch klar warum wir dadurch nicht mehr wiegen. Sobald es produziert ist, wird es auch schon wieder verbraucht.
Wenn man nun den Prozess dieser Atmungskette und dem dazugehörigen Citratzyklus kennt, weiß man, dass Sauerstoff benötigt wird. Haben wir davon nicht genug in den Zellen, dann werden Teile der Einzelprozesse gestört.
Mitochondrien können unter anderem dabei geschädigt werden oder zugrunde gehen.
Um herauszufinden, wie gut oder schlecht die Mitochondrien arbeiten und wie deren Zustand ist, können Blutuntersuchungen in speziellen Laboren durchgeführt werden.
Ist die eingeschränkte Funktionstüchtigkeit erst mal nachgewiesen, kann bei Bedarf die Ursache über weitere spezielle Untersuchungen noch detaillierter bestimmt werden.
Das gute daran ist: Man kann etwas dagegen tun.
Und das war in meinem Fall dann auch möglich. Eine auf mich und meine Einschränkungen abgestimmte Therapie haben mir geholfen, aus dieser Schwäche, Müdigkeit und dem damit verbundenen Schmerzgeschehen wieder herauszukommen.
Da eine Mitochondriopathie nicht alleine nur durch solch eine Systemüberbelastung, wie ich sie in meinem Audit erfahren habe, entsteht, kann man sich vorstellen, dass die Erholung nicht so schnell von Statten gehen kann, wie man sich das wünscht.
Sekundäre, also nicht vererbte Mitochondriopathien entstehen unter anderem durch langanhaltende schädigende Einflüsse wie
- chronische Entzündungen
- oxidativer Stress (zu viele freie Radikale)
- Nährstoffmangel
- Schadstoffe
- Umweltgifte
- Medikament und
- Stress.
Und da genug von allem in meinem Leben davor vorhanden war, konnte eine extreme Situation, wie ich sie erlebt hatte, der Tropfen auf dem heißen Stein sein.
Mittlerweile geht es mir wieder gut. Es hat allerdings auch eine gewisse Zeit gedauert.
Mir ist durch die Erkrankung und während des Genesungsprozesses wieder deutlich bewusst geworden, dass mein Körper nicht wirklich wie der eines gesunden Menschen funktionieren wird. Aber ich habe gelernt die Grenzen besser einzuschätzen und mich in meinem Rahmen und meinen Möglichkeiten zu belasten.
Mitochondrien und deren Einschränkung sind in vielen Erkrankungsgeschehen nicht zu unterschätzen.
Ein Blick darauf bei unklaren Geschehen ohne Diagnose oder Befund kann sich lohnen und das Leben wieder lebenswert machen.
Hinweis: Bild mit KI generiert.
